Eine Ausbildung im Corona-Modus

Wie gestaltet sich die Lokführerausbildung zu Corona-Zeiten? Nicht ganz einfach, aber auch da ist Homeschooling machbar, wie das Beispiel unserer letzten Ausbildungsklasse zeigt. Ein kleiner Einblick mit Julia und Christoph, den beiden Protagonisten aus unserer #ganzvorneimRBS Kampagne.

Christoph war soeben nach einem Arbeitstag im Führerstand nach Hause gekommen, als ihn der Anruf der Dispo erreichte: ab sofort müsse die Ausbildung zu Hause fortgeführt werden. «Das war zuerst schon ein kleiner Schock», erinnert sich Christoph. «Es lief mir gerade so richtig gut im Führerstand und ich hatte begonnen, an Details zu feilen, um meinen Fahrstil zu perfektionieren». Damit war nun vorerst Schluss. Mehr als das: die neue Situation warf viele Fragen auf. Vor allem eine beschäftigte Christoph: Würde es überhaupt möglich sein, die Ausbildung dieses Jahr noch abzuschliessen?

Mit ganz anderen Fragen, respektive Tücken mussten sich die Ausbildner auseinandersetzen. Auch sie standen von einem Tag auf den anderen vor einer völlig anderen Ausgangslage und mussten den Abschluss der Ausbildung komplett neu planen. Doch damit nicht genug: zahlreiche technische Hürden erschwerten die Planung des Homeschoolings. Mit welchem Tool liessen sich beispielsweise Video-Calls durchführen? Face Time setzt ein iPhone voraus, Lokführer Anwärterinnen und Anwärter verfügen nicht über Teams und an einem Whatsapp-Gruppen Call können maximal acht Personen teilnehmen.

Diese Hindernisse hielten die Ausbildner jedoch nicht davon ab, innert kürzester Zeit auf Homeschooling umzustellen. Via Intranet erhielten die künftigen Lokführerinnen und Lokführer Aufgaben, die sie im Selbststudium lösen mussten. Auch die Möglichkeiten der E-Learningplattform eRail+ wurden aktiv genutzt und eingebunden. Die Ausbildungslokführer gründeten eine Whatsapp-Gruppe, über welche sie die Auszubildenden mit Aufgaben aus der Praxis bestmöglich auf die Theorieprüfung vorbereiteten. Natürlich konnten die künftigen Lokführerinnen und Lokführer über den Chat auch Fragen stellen und Lösungsansätze diskutieren. Der klassenweite Austausch fand über Face Time statt.

So sehr Christoph all diese Möglichkeiten und das Engagement der Ausbildner schätzte, hat er doch etwas vermisst: «mir hat der persönliche Kontakt und Austausch mit den Klassenkameraden und den Ausbildungslokführern sehr gefehlt».

Wenn die Abstände nicht eingehalten werden können, gilt strikte Maskenpflicht - also beispielsweise zu zweit im Führerstand, wie hier bei einer Ausbildungsfahrt von Christoph.

Endlich wieder Praxisausbildung im Führerstand - da nimmt Christoph die Maske gerne in Kauf...

Wichtig war den Ausbildnern insbesondere, dass die künftigen Lokführerinnen und Lokführer den Praxisbezug nicht verlieren. Alle erhielten deshalb die Gelegenheit, in Begleitung eines Ausbildners zwei Stunden am Loksimulator zu trainieren. Zudem durften die angehenden Lokführerinnen und Lokführer jederzeit an den Fahrzeugen im Depot üben. Auch wenn die Fahrzeuge nicht bewegt werden durften, wurde diese Möglichkeit von den Auszubildenden rege genutzt und geschätzt. So auch von Julia: «Mir prägen sich Sachen am besten ein, wenn ich Theorie und Praxis verknüpfen kann. Der Praxisunterricht hat mir sehr gefehlt. Umso mehr habe ich es geschätzt, diese Übungsmöglichkeiten zu haben». Sie war auch froh, dass die theoretische Prüfung nicht verschoben wurde: «es ist mir sehr schwergefallen, die Theorie ohne Fahralltag frisch zu halten».

Nach rund einem Monat Homeschooling war es dann Anfang Mai soweit: die Theorieprüfung stand an. Trotz der wohl für viele Anwärterinnen und Anwärter nicht ganz einfachen Vorbereitungszeit wurde sie von allen mit gutem Resultat bestanden. Ebenso die Praxisprüfung absolvierten alle AnwärterInnen mit Erfolg. Seit mehr als einem Monat sind die frischgebackenen Lokführerinnen und Lokführer nun für den RBS bereits unterwegs. Wenn das unter den gegebenen Umständen mal keine Leistung ist! Wir gratulieren herzlich zu den bestandenen Prüfungen und freuen uns sehr, die "Neuen" mit an Bord zu haben – und wünschen natürlich allzeit gute Fahrt! 

Julia beim Beheben einer Störung im Führerstand

Auch wenn Julia die Maske erst als etwas störend empfand, war sie glücklich, als die Praxisausbildung wieder aufgenommen werden konnte.

Passende Berufe:
LokführerIn
0 Kommentare