Wie beeinflussen Bauarbeiten den Bahnbetrieb?

Unsere Züge fahren häufiger und sind schwerer geworden. Deshalb ist die tägliche Belastung der Bahninfrastruktur in den letzten Jahren gestiegen. Für die Instandhaltung ist die Abteilung Infrastruktur zuständig, wobei die sicherheitsrelevanten Anlagen und Einrichtungen stets erste Priorität haben. Allerdings haben vor allem Erneuerungen an den Gleisen oder Weichen oft einen beträchtlichen Einfluss auf den Bahnbetrieb, was letztendlich auch die Fahrgäste zu spüren bekommen.

Lebensdauer Gleise und Weichen

Die Lebensdauer von Weichen beträgt rund 25 Jahre und jene von Gleisen 30 Jahre. Auf stark befahrenen und damit auch belasteten Streckenabschnitten, wie beispielsweise zwischen Worblaufen und Bern, ist die Lebensdauer sogar noch kürzer. Neben der Belastung haben auch der Weichentyp (Bogenweiche, einfache Weiche), die Lage des Gleises (Gerade, Kurve), der Unterbau oder allenfalls erfolgte Teilerneuerungen einen Einfluss auf die Lebensdauer. Entscheidend bei der Beurteilung, ob ein Gleis oder eine Weiche erneuert werden muss, ist neben den gesammelten Daten insbesondere die Erfahrung unserer Bahndienst-Crew.

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Wie wird eine Oberbausanierung durchgeführt?

Bei einer Oberbausanierung auf einer einspurigen Strecke beschränkt sich die verfügbare Zeit ausserhalb des Bahnbetriebs ungefähr zwischen halb eins in der Nacht bis fünf Uhr morgens. Zuerst wird die Fahrleitung ausgeschaltet und geerdet, anschliessend werden die Dienstfahrzeuge an Ort gefahren. Pro Nachteinsatz können höchstens 36 Meter Oberbauerneuerungen ausgeführt werden, denn das Einrichten bzw. Abbauen der Baustelle benötigt ebenso eine gewisse Zeit. Auch muss gelegentlich noch ein Anschlusszug im Bahnhof Bern abgewartet werden, was das Zeitintervall weiter verkürzt. Unterbausanierungen oder ein Schotterersatz lassen sich in diesem Zeitfenster nicht realisieren. In diesen Fällen ist eine Streckensperrung nötig.

Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten auf Doppelspuren

Wegen der hohen Fahrdichte können Doppelspuren heute nur noch punktuell und am Abend auf eine Spur reduziert werden. Ist die Zugänglichkeit der Baustelle erschwert, müssen die Schienenjoche oder der Schotter zudem via Nachbargleis aufgeladen und weggeführt werden. Der Schotter kann häufig nochmals verwendet werden, so dass dieser am Schluss wieder eingebracht werden kann. Dieses Vorgehen bedingt eine Doppelspursperre ab ungefähr 20 Uhr. So kann der Bahndienst eine Oberbauerneuerung auf einer Länge von 108 Metern pro Nacht realisieren, was eine beachtliche Leistung darstellt!

Während den Bauarbeiten auf einer Doppelspur mit nur einem gesperrten Gleis dürfen die Züge auf der entsprechenden Strecke nur langsam zirkulieren. Dies ist jedoch für den Bahnbetrieb, wo jede Sekunde zählt, oft nicht die beste Lösung.

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Weichenersatz und Sanierung Bahnübergänge

Auch die Weichen werden normalerweise in einer Nachtsperre ab ca. 20 Uhr ersetzt. Ist die neue Weiche aber so schwer, dass ein grösserer Gleiskran zugemietet werden muss, versuchen wir die Arbeiten so zügig wie möglich zu erledigen, da oft grössere Streckensperrungen notwendig sind. Im Normalfall benötigt der Bahndienst für die Sanierung eines einspurigen Bahnübergangs eine Nacht, zwei Nächte sind es bei einem Doppelspurübergang. Damit am nächsten Morgen die Züge fahrplanmässig verkehren können, beginnen auch diese Arbeiten ungefähr um 20 Uhr.

Umsichtige Planung

Die Abteilung Infrastruktur setzt alles daran, die notwendigen Arbeiten sicher und wirtschaftlich zu erledigen, um den Bahnbetrieb möglichst wenig zu beeinträchtigen. So wird jeder Arbeitsschritt sorgfältig und minutiös geplant. Mit Teilsperrungen am Abend können viele Arbeiten in wenigen Tagen zügig erledigt werden, was auch die Dauer des Nachtlärms für die Anwohnenden verkürzt. Der RBS versucht, Totalsperrungen tagsüber wenn möglich zu verhindern. Ist eine solche aber unumgänglich, wird sie normalerweise in die Hauptferienzeit gelegt.  

Konnten wir Ihnen einen kleinen Einblick in unsere Arbeit geben? Und sollten Ihnen auf Ihrem Arbeitsweg oder in Ihrer Freizeit einmal gestresste Bahnersatzkunden begegnen, legen Sie doch ein gutes Wort ein für unsere Leute, die Tag für Tag und Nacht für Nacht, gerade auch in der Ferienzeit, für uns alle im Einsatz stehen!

Baumaschinen, Schienen
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3 Kommentare

Kommentare

31. Juli 2015
Dosc

Danke an alle, die sich die Nacht um die Ohren schlagen, um den Kunden tagsüber eine guten Service zu bieten! Diese Tatsache wird bei Beeinträchtigungen häufig vergessen.

07. September 2015
Gast

Für uns Anwohner im Altikofenquartier / Worblaufen ist es sehr schlimm in der Nacht. Daher sollte auf uns Rücksicht genommen werden. Sobald gearbeitet wird ist es für uns die Nachtruhe vorbei und wir müssen am nächsten Tag auch arbeiten gehen. Der Lärm ist enorm. Und es kommt nicht gerade selten vor!

08. September 2015
Gast

Hallo, wir verstehen, dass es in der Nacht laut werden kann. Leider sind Unterhaltsarbeiten für eine Bahnlinie unumgänglich. Und die meisten können wegen des dichten Zugsverkehr nicht am Tag ausgeführt werden. Wir bemühen uns jeweils, den Lärm auf ein Minimum zu reduzieren, aber Maschinen sind oft einfach laut. Hier können Sie sich für unseren Nachtarbeiten-Newsletter anmelden: http://www.rbs.ch/aktuelles/nachtarbeiten